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Glaubenssätze prägen dich mehr als du glaubst

Auszug aus dem Buch "Plan B" von Nicola Sieverling

Das erwartet dich in diesem Artikel

Für mich hat der Begriff Glaubenssätze bis Anfang dieses Jahres keine Rolle gespielt und ich hätte ihn auch nicht erklären können. Und nein, Glaubenssätze haben nicht damit zu tun, ob du in der Kirche oder gläubig bist. Nachdem ich damit konfrontiert wurde, hat sich für mich erschlossen, wie sehr Glaubenssätze vieles von dem prägen, was ich tue und auch was ich nicht tue. Im heutigen Artikel erläutere ich dir das Konzept von Glaubenssätzen und gebe dir Beispiele von negativen und positiven Glaubenssätzen. Die Umwandlung von negativen Glaubenssätzen in positive steht dabei im Fokus.


Was sind Glaubenssätze?

Glaubenssätze sind eine prägende Kraft in deinem Leben, die eher im unterbewussten Bereich verortet ist. Wir glauben, dass sie wahr sind. Sie bestimmen daher große Teile unseres Denkens, Fühlens und Handelns. Sie können damit sogar stärker sein als Überzeugungen und Einstellungen. Ein Glaubenssatz kann damit zu deiner inneren Wahrheit werden, die einem Dogma gleich tief in dir verankert ist.

Woher kommen Glaubenssätze?

Glaubenssätze als eine Art Programmierung unseres Inneren kommen meist aus unserer Kindheit. Die Prägung kann von unseren Eltern, genauso wie von Freunden und dem engeren Umfeld wie z.B. von einem Lehrer in der Schule kommen. Aber auch gesellschaftliche Prägungen über Medien sind Auslöser für das Entstehen von Glaubenssätzen. Nicht zuletzt können wir selbst Verursacher unserer Glaubenssätze sein, wenn wir entscheidende Situationen unseres Lebens reflektieren und daraus eine Überzeugung ableiten. Dabei muss ein Moment, der sich zu einem feststehenden Glaubenssatz entwickelt und damit über Jahre oder gar Jahrzehnte wirken kann, selbst nicht sonderlich lang andauern. Er muss lediglich prägend sein. Grundsätzlich ist bei Glaubenssätzen zwischen denen zu unterscheiden, die förderlich und z.B. Ausdruck deines Selbstbewusstseins sind, und denen, die dich in deiner Entwicklung eher einschränken und negativ wirken. Nachfolgend liste ich dir dazu ein paar Beispiele auf.

Negative Glaubenssätze

Eine Liste negativer Glaubenssätze auf einem Zettel
Negative Glaubenssätze können dich in deiner Entwicklung hemmen
  • Du bist nicht gut genug!
  • Ich muss es allen recht machen!
  • Das Leben ist kein Ponyhof!
  • Ich verdiene das nicht!
  • Streng dich an!
  • Spare in der Zeit, dann hast du in der Not!
  • Suche dir schnell nach dem Studium einen sicheren Angestelltenjob!
  • Von nichts kommt nichts!
  • Aus mir wird nie etwas werden!

Negative Glaubenssätze können bestimmte Entwicklungen im Leben verhindern. Sie blockieren dich oftmals. Aufgrund ihrer hemmenden Wirkung traust du dir bestimmte Entwicklungen deiner Persönlichkeit vielleicht gar nicht zu.

Welche negativen Glaubenssätze hemmen mich?

Beispiel 1: "Die Welt zu Gast bei Freunden"

Mich hat mein Geschichtsunterricht in der Schule geprägt. Vor allem der Teil des Zweiten Weltkriegs und Deutschlands Schuld am Zweiten Weltkrieg sowie am Holocaust. Besonders deutlich wurde mir das im Jahr 2006, als die "Welt zu Gast bei Freunden" in Deutschland zur Fußballweltmeisterschaft war. Nach dem gewonnenen Achtel- oder Viertelfinale bin ich die Reeperbahn in Hamburg entlang gelaufen und sah etwa 200 Jugendliche und junge Erwachsene, die auf der Kreuzung Reeperbahn/Davidstraße, also mitten im Zentrum der Feiermeile das gewonnen Spiel der deutschen Mannschaft zelebrierten. Sie saßen auf der Kreuzung, der Autoverkehr war ohnehin bereits zusammengebrochen, schwenkten Deutschlandflaggen und sangen die Nationalhymne. In dem Moment wurde mir sehr deutlich, welche Prägung mein Geschichtsunterricht auch Jahrzehnte danach noch bei mir in Bezug auf "deutsch sein" hinterlassen hat. Ich freute mich für jeden Feierenden auf dieser Kreuzung und für alle, die in dem Jahr erstmals die kleine Deutschlandflagge an ihr Auto gemacht haben. Ich stand andächtig da, als sie die Nationalhymne sangen und sich vor Freude in den Armen lagen. Aber ich selbst war mehr Beobachter als Teil des Ganzen. Beim Fussballspiel selbst unterschiedet sich meine Freude keinen Millimeter von der aller anderen. Aber die Flagge schwenken oder die Hymne singen, das konnte - und kann ich ehrlich gesagt bis heute nicht. Meine Erziehung, bei der der Geschichtsunterricht, aber auch die Medien eine große Rolle spielten, hat in mir ausgelöst, dass ich immer extrem defensiv sein werde, wenn es um Flagge und die Nationalhymne geht. Es ist nichts dabei, wenn die jüngere Generation deutlich unverkrampfter damit umgeht als ich. Im Gegenteil, ich freue mich für jeden, der im positivsten Sinne stolz ist in diesem Land zu leben. Aber "stolz" und "deutsch sein" vermeide ich aufgrund eines prägenden Glaubenssatzes. Das schlimmste für mich wäre es mit meinem Verhalten anzuecken, also lasse ich es erst gar nicht dazu kommen.

Beispiel 2: Generation Bausparvertrag

Kontoauszüge eines Bausparvertrags
Viele aus der Generation X gehörten zu "Generation Bausparvertrag"

Ein anderer Glaubenssatz hat mich bis in dieses Jahr begleitet, nun habe ich ihn aber transformiert. Er hat mit meinem Bausparvertrag und meiner bisher nicht vorhandenen Bereitschaft zu tun, meine Geldanlage mit einem bestimmten Risiko selbst in die Hand zu nehmen. Wie viele in der Generation X sind wir Teil der "Generation Bausparvertrag". Die Eltern oder man selbst richtet ihn früh ein und man bespart ihn monatlich fleißig für den Traum vom Eigenheim. So war es auch bei mir. Irgendwann war aber klar, dass ich weder ein Haus, noch eine Wohnung kaufen werde. Was sollte ich also mit einem Bausparvertrag? Anstelle ihn zum Zeitpunkt dieser Erkenntnis aufzulösen und z.B. meine Kapitalanlage mit Aktien und ETF zu starten, habe ich ihn weiter bespart und einfach untätig laufen lassen. Es gibt ja immerhin 0,5 % Kapitalzins, was mit Blick auf die Niedrigzinsphase immerhin deutlich besser als Girokonto, Sparbuch oder Tagesgeld ist. Dass ich damit immer noch real Geld verliere, weil ich nicht einmal die Inflation von knapp 2 % pro Jahr schlagen würde, war zwar klar, hat mich aber auch nicht zum Handeln gebracht.

 

Erst in diesem Jahr habe ich meine Kapitalanlage in die eigenen Hände genommen und in Aktien, ETF und andere Finanzprodukte, die Rendite versprechen, investiert (hier geht's zu meiner Geldanlageserie). Es hat bestimmt 20 Jahre gedauert, bis ich von der Pfadabhängigkeit der "Generation Bausparvertrag" meine Geldanlage in eigene Hände genommen, mich schlau gemacht und schließlich investiert habe. Ich habe zwar keine Ahnung, wie der dahinter stehende Glaubenssatz bei mir geheißen haben kann. Ich weiß aber, dass es einen gab, der mich in meiner persönlichen Entwicklung gehemmt hat. Ich empfehle dir zudem Podcast, der finanzielle Glaubenssätze in den Fokus nimmt. Stefan Obersteller spricht über Glaubenssätze, die für deine Geldbildung gefährlich sind. Übrigens, den Bausparvertrag gibt es heute noch. Das allerdings nur, weil ich noch gänzlich unverzinstes Kapital habe, das ich zunächst investieren werde. Danach ist er dran und wir plattgemacht!

Positive Glaubenssätze

Ein positiver Glaubenssatz auf einem Zettel
Ein positiver Glaubenssatz kann dich stärken
  • Du schaffst das!
  • Du bist willkommen!
  • Du bist genug!
  • Das Leben meint es gut mit mir.
  • Mein persönliches Glück steht mir zu.
  • Ich habe die Kraft, mein Schicksal selbst zu bestimmen.

Es ist sicherlich nicht zufällig, dass mir die Liste der negativen Glaubenssätze schnell von der Hand geht und dass sie zudem deutlich länger ist als die der positiven.

Transformation von negativen Glaubenssätzen

Es ist offensichtlich, dass viele von uns mehr hemmende als bestärkende Glaubenssätze zusammentragen werden. Es ist aber möglich, Glaubenssätze zu transformieren. Dabei können die nachfolgenden Schritte hilfreich sein:

  • Nimm deine Glaubenssätze wahr und schreibe sie auf. Das gilt für die positiven wie die negativen.
  • Reflektiere deine Glaubenssätze auf Basis deines heutigen Lebens. Wie viel haben sie mit dem, was du erreicht hast, zu tun? Haben sie dich an einer entscheidenden Weggabelung abgehalten mutig zu sein?
  • Formuliere deinen negativen Glaubenssatz in einen positiven Satz um, der für dich annehmbar ist. Sammle Argumente, die widerlegen, dass du "nicht gut genug" bist. Schreibe sie auf und vergegenwärtige sie dir. Konkrete Beispiele dazu findest du, wenn du die "Check-your- Mind-Methode" suchst.
  • Du kannst dich auch von außen spiegeln und deine Glaubenssätze herausfordern lassen. Hierzu empfehle ich dir aber lediglich Personen, zu denen du ein Vertrauensverhältnis hast. Am Ende ist wichtig, dass dein Unterbewusstsein davon überzeugt ist, dass deine neue innere Überzeugung sicher ist. Sonst lässt es eine neue Prägung gar nicht erst zu.
  • Entscheidend für die Transformation ist der Moment, in dem du bemerkst, dass es nicht wahr ist, was du denkst. Deine Gedanken sind keine Fakten!

Quellen

Ich bin ein großer Freund davon sich neue Themen über viele verschiedene Quellen zu erschließen. Eine Quelle bei diesem Artikel war das neue Buch von Nicola Sieverling - "Plan B". Das Kapitel "Glaubenssatz-Falle" kann dir helfen tiefer einzusteigen. Und immer häufiger nutze ich Podcasts als Quelle. Du kannst Podcasts genauso wie Suchmaschinen nutzen und deine spezifischen Suchbegriffe eingeben. Bei der Recherche für diesen Artikel bin ich u.a. bei den nachfolgenden drei Podcasts hängen geblieben, die ich dir zum Durchhören empfehle, wenn du tiefer einsteigen möchtest, um deine Glaubenssätze zu transformieren.

Wie du blockierende Glaubenssätze auflösen kannst

In Podcastfolge #39 erklärt Laura Seiler in gut verständlicher Art und Weise, woher Glaubenssätze kommen und wo du sie auflösen kannst.

Was sind Glaubenssätze und wo habe ich die her?

Steffi und Lukas klären in ihrem Gesprächspodcast das Thema Glaubenssätze. Sie gehen an die Wurzeln der innersten Überzeugungen und erläutern, wie man die negativen Prägungen überwinden kann.

Glaubenssätze

Im Podcast Gesprächsbedarf von Frau Salz und Frau Sumpf sind Glaubenssätze das Thema. Man bekomme sie ja mit der Suppe reingelöffelt und nur äußerst schwer wieder raus.


Fazit


Was sind deine Glaubenssätze? Hast du sie schon einmal für dich aufgeschrieben? Wenn nicht, nimm' dir ein Blatt Papier und schreibe die negativen Glaubenssätze auf, die dich prägen. Nimm' dir danach ein zweites Blatt und schreibe die positiven auf. Bei vielen von uns wird das Blatt mit den negativen schneller und mit mehr Sätzen gefüllt sein. Der dritte Teil der Übung ist dann die Transformation einiger dich hemmender Glaubenssätze zu neuen Prägungen, die dich stärken sollen und können.

 

In diesem Jahr habe ich etliche Glaubenssätze für mich an die Oberfläche geholt. Einer derjenigen, der mich gehemmt hat, hat dazu geführt, dass ich erst in diesem Jahr meine Geldanlage in eigene Hände genommen und nachhaltig aufgestellt habe. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich bislang die meisten Blogposts zu Finanzthemen geschrieben habe. Das Konzept der Glaubenssätze überhaupt zu kennen und reflektieren zu können, was dich an deiner persönlichen Entwicklung hemmt, ist ein Wert für sich. Für mich gehört das zu meinen Highlights dieses Jahres!

 

Wenn du weitere Fragen zum Thema Glaubenssätze hast, kontaktiere mich gerne per Email, bei Twitter oder Instagram. Und wenn du keine Artikel wie diesen verpassen möchtest, trag' dich gern auf meiner kostenfreien monatlichen Newsletterliste ein.

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