· 

Persönlichkeitstypen: Bist du (auch) ein Scanner?

Barbara Sher - Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast

Das erwartet dich in diesem Artikel

Du fängst viele Dinge an und bringst wenige davon zu Ende? Du interessierst dich für fast alles und weißt gar nicht, wie du es unter einen Hut bringen sollst? Dir fallen Dinge leicht, die anderen schwer fallen? Wenn diese Fragen bei dir auf ein Nicken treffen, solltest du dich mit dem Thema Scanner-Persönlichkeit auseinandersetzen. Es mag dir helfen herauszufinden, wie dein Belohnungssystem funktioniert. Barbara Sher's Buch "Refuse to choose" hat schon vielen Scannern Antworten geliefert, die sie lange gesucht haben. Und auch ich habe verstanden, dass ich einiges von einem Scanner in mir habe.


Refuse to choose!

Es gibt immer wieder Beispiele dafür, wie englische Originaltitel von Filmen oder Büchern auf "interessante" Weise ins Deutsche übersetzt werden. Heute habe ich ein ganz besonderes Beispiel für dich: Aus Barbara Sher's "Refuse to choose!" wurde im Deutschen "Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast". Ein wirklich schönes Beispiel, oder? Trotz dieser eher mäßigen Übersetzung des Titels ist das Buch für mich eines der besten, das ich in jüngster Zeit gelesen habe. Warum? Es gibt mir eine neue Art auf mich und meine Persönlichkeit zu schauen. Ich habe einiges von einem Scanner.

 

Bist du (auch) ein Scanner?

Hier sind einige Leitfragen aus dem Buch, die dir helfen sollen zu verstehen, ob du (oder eine Person in deinem Umfeld) eine Scanner-Persönlichkeit bist:

  • Ich lerne gerne etwas Neues, aber sobald ich verstanden habe, wie es geht, langweilt es mich.
  • Ich bin an sehr vielen Dingen interessiert, aber ich weiß nicht, für welche Sache ich mich entscheiden soll.
  • Ich ändere regelmäßig meine Meinung über Dinge, die ich machen möchte.
  • Ich möchte nicht mein ganzes Leben auf einen Beruf festgenagelt sein, wenn es doch noch so viele andere spannende Berufe gibt.
  • Ich werde wohl nie ein Experte für etwas sein. Aber wie kann ich Erfolg haben, wenn ich mich nicht spezialisiere?

Die Autorin beschreibt in sympathischer Art und Weise, dass Scanner äußerlich so erscheinen, dass sie viel beginnen und wenig zu Ende bringen - dazu später mehr. Innerlich beschreibt sie den Kampf des Scanner mit einem Gefühl der Unzulänglichkeit und Überforderung ob dieser gesellschaftlichen Konvention angefangene Dinge auch zu beenden. Aus ihrer Sicht sind Scanner durch schier unerschöpfliche Begeisterung und die Bereitschaft Neues auszuprobieren gekennzeichnet. Etwas, das ich für mich auch im Clifton Strength Finder mit meiner größten Stärke Wissbegier herausgefunden habe.

 

Als Gegenstück zum Scanner beschreibt Sher den "Taucher", der als Experte für eine Sache brennt. Oft widmen sich Taucher einer Sache ein Leben lang. Bei Scannern würde hingegen der stetige Ablauf von Kennenlernen, Hineinstürzen, Aufsaugen, Durchleben und Wiederloslassen stattfinden. Oft sind Scanner mit mehreren Ideen und Projekten gleichzeitig beschäftigt. Offen für die unterschiedlichsten Dinge, sind sie initiativ und oft hocheffizient in der Durchführung des jeweiligen Projekts. Scanner hassen es, sich zu langweilen. Ich würde für mich sogar soweit gehen: Ich werde mich in meinem Leben niemals langweilen.

Das Scanner-Projektbuch

Eine der Übungen im Buch ist das Anlegen eines Scanner-Projektbuchs. Klassischerweise sollte das Projektbuch ein Heft sein, in das man seine Ideen reinschreibt. Ich mache auch das digital, weil ich fast alles nur noch digital tue. Der Leser wird aufgefordert Beispiele für Projekte und Ideen aufzuschreiben, denen er sich zu Beginn mit voller Euphorie hingegeben hat. Ich habe gleich losgelegt und im Nachgang realisiert, wie sehr ich dabei im Flow war. Eine Dreiviertel Stunde habe ich ohne Pause nicht vollendete Projekte herunter geschrieben und mir Details dazu notiert. Manche davon sind aus dem letzten Jahr und hängen mir noch nach, weil ich sie nicht beendet habe, manche kamen mir erst aus der Erinnerung von früher. Hier meine kleine Übersicht der Projekttitel:

Scanner-Projektbuch
Mein Scanner-Projektbuch von begonnenen, aber nicht vollendeten Projekten

Von den Honigbienen

Scanner werden häufig als Personen beschrieben, die nichts zu Ende bringen, die  ständig neue Ideen im Kopf haben und ihre Kraft und ihr Talent nie auf eine Sache fokussieren können. Diese gesellschaftliche Wahrnehmung prägt auch und gerade die Scanner-Persönlichkeiten selbst. Barbara Sher hat ein schönes Bild in ihrem Buch, um zu erläutern, wie Scanner ticken. 

 

Denke an Honigbienen! Niemand würde behaupten, dass Honigbienen zu wenig auf ihre Aufgabe fokussiert seien, nur weil sie zig verschiedene Blumenarten anfliegen. Sie fliegen die ausladende rote Blume an, dann die kleine blaue und schließlich zu der gelben, die ganz viele einzelne Blüten hat. Sie fliegt von der Blume am Rand des Feldes zum schönen Vorgarten im Dorf und schließlich zur Gärtnerei um die Ecke. Keiner würde kritisieren, dass die Honigbiene zu schnell das Interesse an einer Blume verliert und zur nächsten weiterfliegt. Wir gehen davon aus, dass die Biene genauso lange an einer Blume verweilt, wie sie braucht, um ihre Belohnung zu bekommen. Die Belohnung einer Biene ist der Nektar. Und genau die Frage nach der Belohnung ist eine, die Scanner-Persönlichkeiten weiterbringt. Was ist dein Nektar? Was treibt dich an? Wie funktioniert dein Belohnungssystem?

 

Warum ist das wichtig? Weil du dann, wenn du dein Belohnungssystem (oder das einer anderen Person) verstanden hast, dich (bzw. diese Person) verstehen kannst. Meine Belohnung besteht darin mit neu erworbenem Wissen anderen Menschen zu helfen. Und wenn ich jemandem geholfen habe "fliege" ich weiter. Wohin? Zum nächsten Thema, das mich interessiert. Wie lange bleibe ich da? So lange, wie es mich interessiert. Und solange, wie ich benötige, um das Wissen aufzusaugen, um es später weiterzugeben. Und dabei kann es durchaus einmal sein, dass ich aus externen Sicht etwas nicht formell zu Ende bringe. Für mich ist meine "Mission" aber beendet. Alles, was für mich an Nektar in einer Sache drin war, habe ich ausgesaugt. Also gibt es für mich und mein Belohnungssystem auch keinen Grund mehr mehr Zeit mit dieser Sache zu verbringen, weil es noch so viele andere spannende Dinge in der Welt (bzw. andere schöne Blumen mit Nektar) gibt - genauso wie der Flug der Honigbiene zu einer anderen Blumenart.

 

"Mein Nektar ist Wissen, was ist deiner?"

 

Aus diesem Grund ist am Ende des Tages auch dieser Blog "Der Generalist" entstanden. Jede Woche bekommst du einen neuen Artikel von mir mit Dingen, in die ich mich eingearbeitet habe. Mit Themen, die mir etwas gebracht haben und mit der Hoffnung, dass es dir beim Lesen auch etwas bringt.

 

Was ist deine Belohnung?

Auszug aus Barbara Sher - Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast
Auszug aus "Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast" zum Thema Belohnungssystem

Die große Liste

1000 places to see before you die

Es ist nicht wichtig, ob man der Reinform eines Scanners entspricht, oder lediglich ein paar Elemente dieser Persönlichkeit in sich trägt. Wichtig ist, dass man sich als Person mit seinen Fähigkeiten akzeptiert und positiv sowie selbstbewusst damit umgeht.

 

Manch ein Scanner mag schier überwältig von der Anzahl der Themen, die ihn interessieren und den damit verbundenen Möglichkeiten sein. Zudem bleibt meist zu wenig Zeit sich diesen Themen zu widmen. Ein Hilfsmittel kann "die große Liste" sein, die die Autorin beschreibt.  Um dieses diffuse Gefühl zu konkretisieren hilft es, diese große Liste anzulegen. Sher's These ist, dass Scanner nicht alles machen wollen. Und sie wollen sich auch nicht so intensiv, ausführlich und lange mit Dingen beschäftigen, wie sie vielleicht meinen.

 

Ihr Tipp ist: Lege eine große Liste an, auf die du alle Dinge schreibst, die du einmal für dich im Detail ergründen möchtest. Sie bringt dabei die Analogie zum internationalen Bestseller "1000 places to See before you die". Dieser fast 1000 Seiten starke Wälzer steht auch in meinem Buchregal und zahlreiche Orte sind dabei als "gesehen" oder "möchte ich sehen" markiert. Ihre Herausforderung: "Du wirst nicht einmal auf 100 Themen kommen, geschweige denn 1000!" Also beginnt man damit seine eigene große Liste anzulegen und sich dabei an diesen Leitfragen zu orientieren:

  • Was würde ich zu diesem Thema wirklich gerne wissen?
  • Was würde ich mit dieser Information gern tun?
  • Mit wem würde ich darüber gerne sprechen?

Am Ende der Übung wird das diffuse Gefühl in alles eintauchen zu wollen und daher nicht zu wissen, wo man starten soll in eine deutlich kürzere und konkrete Liste überführt haben. Die Überwältigung verfliegt und auch der meist dahinter stehende Glaubenssatz, dass man eben alles wissen möchte, wurde etwas entkräftet.

Scanner-Finish

Eine gute Abschlussübung für Scanner, die viele "offene" Projekte haben, ist das von Sher sogenannte Scanner-Finish. Da Scanner ja gemäß eigener Überzeugung nie etwas zu Ende bringen und vielleicht sogar darunter leiden, gibt es ein paar Tipps zum Umgang damit:

  • Ihre These: Vielleicht ist man ein Visionär oder eine Führungskraft, die nicht an der gesamte Reise teilnehmen möchte. Oder ein Designer eines Projekts, der das Projektmanagement anderen überlässt.
  • Ihre Lösung: Denke in Teams und hole dir die weiteren nötigen Qualifikationen hinzu.
  • Übung für das Scanner-Finish: Die Projektutensilien in einen Schuhkarton packen (Artikel, Notizen, Karten, Zeichnungen etc.), mit Packpapier einwickeln und in ein Regal mit entsprechender Projektbeschriftung stellen. Mit der Zeit füllt sich das Regal mit nun beendeten Projekten als "das Regal meines Lebenswerks".

Zudem rät sie Scannern, die in ihrem beruflichen Umfeld unzufrieden sind, nach sogenannten Schirmberufen Ausschau zu halten. Das sind Berufe, die in sich eine inhaltlich sehr breite Palette an Fähigkeiten und Tätigkeiten erfordern und demnach geeignet sein könnte. Beispiele sind: Autor, Dozent, Referent, Informationsbroker, Journalist, Rechercheur, Geschäftsinhaber, Unternehmensberater, Dokumentarfilmer

Quellen

Ich habe viele gute Quellen zum Thema Scanner und Generalisten gefunden, die ich dir hier eingebaut habe. Starte am besten mit dem Video von Barbara Sher, die fragt, ob du ein Scanner bist. Und schau' dir auch meinen Artikel über die verschiedenen Scanner-Typen

Liebe Generalisten, lernt eure Vielfalt zu schätzen

Screenshot https://www.xing.com/news/klartext/liebe-generalisten-lernt-eure-vielfalt-zu-schatzen-3942

Ein Plädoyer von Dr. Bernd Slaghuis für ein selbstbewusstes Umgehen der Vielfalt von Generalisten auf dem Arbeitsmarkt.

Scanner Persönlichkeitstest

Screenshot https://justmycoach.de/bist-du-ein-scanner-der-test/

Ein Persönlichkeitstest mit 30 Fragen gibt dir eine Einordnung, wie stark deine Scanner.-Persönlichkeit ausgeprägt ist.

Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast

Barbara Sher: Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast

Barbara Sher hat das Standardbuch für Scanner geschrieben. "Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast" oder auf Englisch "Refuse to choose!".

Scanner-Persönlichkeiten: Vom Fluch, vielbegabt zu sein

Screenshot https://karrierebibel.de/scanner-persoenlichkeiten/

Auf Karrierebibel.de werden Scanner-Persönlichkeiten vom Selbstwert bis zum Selbstzweifel beschrieben. Ein wirklich guter Artikel mit zahlreichen Anzeichen für diesen Typen sowie Handlungsanregungen.

Kein Problem für Generalisten

Screenshot https://podcasts.apple.com/de/podcast/k-ein-problem-für-generalisten/id1549521546

Der Podcast „Kein Problem für Generalisten“ berichtet in bislang zwölf Episoden über die Themen und Probleme von Generalisten.

Range: Why Generalists Triumph in a Specialized World

David Epstein: Range

David Epstein beschreibt in seinem Bestseller, der auf Deutsch "Es lebe der Generalist" heißt, wie Generalisten in einer immer mehr spezialisierten Welt triumphieren können.


Fazit


Ich habe durchaus einige Elemente einer Scanner-Persönlichkeit. Mein Interesse ist wahnsinnig breit, meine Neugierde faktisch nicht zu stillen. Natürlich habe ich Projekte, die ich nicht zu Ende gebracht habe. Aber hast du keine? Und ich weiß nun, warum ich sie nicht zu Ende gebracht habe. Ich weiß, wie mein Belohnungssystem funktioniert und das ist extrem wertvoll. Hast du auch Persönlichkeitselemente eines Scanners? Kennst du jemanden, den du für einen Scanner hältst? Wenn ja, leite ihm oder ihr diesen Artikel gern weiter. Ein solcher Perspektivwechsel kann sehr hilfreich sein!

 

Schreib' mir gern deine Meinung zu diesem Artikel unten in die Kommentare oder schreib' mir eine Email. Du kannst mir auch gern über Twitter, Facebook und Instagram kommentieren. Wenn du keinen Artikel mehr verpassen willst, abonnier' gern meinen Newsletter.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0